Verein der Eisenbahnfreunde und Modelleisenbahner "Friedberg Suhl" und Umgebung e.V.
Beitrag vom 12.10.2013
Vereinsaktivitäten
Herbstexkursion in den Lausitzer Herbst
05./06.10.2013
Ziel der Exkursion war die Waldeisenbahn Muskau. Eine Schmalspurbahn mit 600mm Spurweite,
die als "Gräflich Arnimsche Kleinbahn" geründet wurde.
www.
gmbh@waldeisenbahn.de / www.waldeisenbahn.de
Treffpunkt für die Teilnehmer war
um 06:15 Uhr am Bahnhof Suhl. Nach dem Kauf der benötigten "Wochenendtickets" ging es nach Erfurt.
Normalerweise wären wir mit der Regionalbahn in Richtung Halle weitergefahren. Aber wegen
Bauarbeiten verkehrt diese Regionalbahn zwischen Erfurt und Vieselbach im Schienenersatzverkehr.
Das wollten wir uns nicht antun! Stattdessen fuhren wir mit dem RE 3701 weiter nach Gera.
Gebildet wurde dieser, wie auch schon unser Zug ab Suhl aus Triebwagen der BR 612.
Nach
dem Verlassen des Erfurter Bahnhofes war dann auf der in Fahrtrichtung links gelegenen Seite zu
erkennen, welche Bauarbeiten unseren Umweg erforderten. Zwischen km 192,6 und 102.3 erfolgt zurzeit
ein kompletter Gleisumbau. Und für alle Züge reicht das verbliebene eine Gleis nicht. Hinter dem
gerade im Umbau befindlichen Gleis ist die nach links abschwenkende Neubaustrecke nach Leipzig und
Halle zu sehen. In diesem Abschnitt ist die Strecke bereits fertig, insgesamt in Betrieb gehen wird
sie aber erst im Dezember 2015.
Hinter Weimar verließen wir die Magistrale Erfurt-Halle/Leipzig.
Bis Gera fuhren wir nun auf der so genannten Mitte-Deutschland-Verbindung. Auch hier sind umfangreiche
Bauarbeiten im Gange. Weitere Teilstücke dieser vor allem im Personennahverkehr wichtigen Strecke
werden zur Zeit zweigleisig ausgebaut.
In Gera Hbf kamen wir um 08:55 Uhr an. Hier gab es eine gute
halbe Stunde Aufenthalt, der allgemein dazu genutzt wurde, sich etwas zum Frühstück zu besorgen.
um 09:31 Uhr ging es mit dem Zug 37446 nach Leipzig. Dieser Zug bestand aus "Regio-Shuttle"-Triebwagen,
die uns vom Einsatz der STB auf unserer Heimatstrecke bestens bekannt sind.
Wir verließen den
Bahnhof Gera in nördlicher Richtung. Über Bad Köstritz (hmh...Schwarzbier) ging es nach Zeitz.
Am südlichen Ortsrand passierten wir das riesige Areal der Zuckerfabrik. Einer der Betriebe, der dafür
sorgt, dass es im Bereich des Bahnknotens Zeitz noch recht umfangreichen Güterverkehr gibt.
10 km
nördlich von Zeitz liegt Profen. Der gleichnamige Tagebau ist der letzte in Sachsen, in dem noch
Braunkohle abgebaut wird. Der Transport der Kohlezüge zum Bahnhof Profen ist das Aufgabengebiet
von Grubenloks, die im ehemaligen LEW Hennigsdorf gebaut wurden.
In einem weiten Rechtsbogen
ging es über Leipzig-Plagwitz (vorbei am Eisenbahnmuseum) und Leipzig_Leutzsch zum Hauptbahnhof.
Kurz bevor wir diesen erreichten, passierten wir die nördliche Zufahrt zum Citty-Tunnel. Diese den
Bahnhof in Nord-Süd-Richtung unterquerende Bahnverbindung wird im Dezember dieses Jahres den Betrieb
aufnehmen.
Von Leipzig ging es dann um 11:07 Uhr weiter.
Waren wir bis jetzt mit 10 bis
15 Jahre alten Eisenbahnfahrzeugen unterwegs, so legen wir die nächste Teilstrecke bis Cottbus mit
modernsten Nahverkehrsfahrzeugen der Deutschen Bahn AG zurück. Und zwar den elektrischen Triebwagen
des Typs "Talent 2". Diese Abkürzung steht für Talbot
leichter Nahverkehrs
Triebwagen. Bekannter ist er wohl unter dem Spitznahmen "Hamsterbacke".
In die Schlagzeilen kamen diese Triebwagen, als endlose Monate zwischen Fertigung und der Zulassung
für den Betrieb durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) vergingen. Doch im Januar dieses Jahres lösten sie
zwischen Leipzig und Cottbus die bis dahin mit Lokomotiven der BR 182 bespannten Wagenzüge ab. Und
anscheinend bewähren sie sich auch im Alltag.
20 Minuten nach Abfahrt in Leipzig erreichten wir
Eilenburg. Unser Zug nach Cottbus ist zwar ein Regionalexpress, hielt aber trotzdem auf gut 170km bis
Cottbus insgesamt 14 mal. Allso ein Haltestellenabstand von nur durchschnittlich etwas mehr als 10km.
Größter Zwischenbahnhof ist Falkenberg. Dieser sogenannte Turmbahnhof (zwei Strecken kreuzen sich ohne
direkte Verbindung) war zu Zeiten der Deutschen Reichsbahn ein wichtiger Knotenpunkt im Güterverkehr.
Daraus resultierte auch,das sowohl im "unteren" als auch im "oberen" Bahnhof umfangreiche
Lokbehandlungsanlagen mit großen Lokschuppen entstanden. In letztgenannten, die wir kurz nach Abfahrt
aus dem Personenbahnhof passierten, schauen heute die Anfang der neunziger Jahre durch den "Loksammler" Falz
gekauften Fahrzeuge einer ungewissen Zukunft entgegen.
In Cottbus kamen wir um 12:54Uhr an.
Bereits um 13:03Uhr ging es weiter in Richtung Weißwasser. Und dieser enge Übergang hat geklappt!!!
Mit dem Triebwagen der Ostdeutschen Eisenbahn AG erreichten wir Weißwasser um 13:35Uhr.
Nachdem wir nun unser erstes
wichtiges Etappenziel erreicht hatten, waren es ca 300m Fußweg bis zu "Prenzels Hotel" in der Straße
des Friedens. Zu dem Hotel ist zu sagen, dass es sich um ein familiär betriebenes Hotel handelt. Preiswert,
gut ausgestattet und sauber. Ein sehr aufmerksames Personal. Bedenkenlos zu empfehlen!!!
www.hotelprenzel.de
Gegen 14:15 begann wieder ein ca 1km Fußmarsch
zum Schmalspurbahnhof Teichstraße. Schnell ein paar Fotos, bevor es zum Museumsbahnhof zu einer Führung ging.
Der Museumsbetrieb wird wechselweise mit Diesel- oder Dampfloks durchgeführt.Wir haben eines der
Dampfwochenenden ausgesucht, um stilechten Betrieb mit einer der hier bis 1978 eingesetzten Damplokomotive zu
erleben.
Nach der Ausfahrt verließen wir Weißwasser in nordöstlicher Richtung. Nach dem folgenden
Bahnhof, den Museumsbahnhof, sahen wir links die Strecke nach Kromlau, welche wir dann am Sonntag besucht
haben. Die Muskauer Strecke verläuft teilweise parallel zur Bundesstraße, teilweise aber auch durch
wildromantische Wald- und Moorlandschaft. Die Gesamtstrecke ist 7km lang und nach 35 min Fahrzeit kamen wir
in Bad Muskau an.
Hier waren gut 2 Stunden Zeit, um den ab 1815 erbauten und seit 2004 zum
UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden "Fürst_Pückler_Park" zu besichtigen. Sein ursprüngliches Aussehen hat
der Park durch den Wiederaufbau des Schlosses und weiterer historischer Gebäude in den neunziger Jahren
wiedererhalten. Die gesamte Anlage ist knapp 720 Hektar groß.
Zeit für die Besichtigung dieser
brandenburgischen Kleinstadt blieb dann auch noch, bevor wir uns wieder am Bahnhof trafen. Es ging wieder
zurück nach Weißwasser.
Eine interessante Herstellersammlung
Bei dieser Führung erfuhren wir viel Interessantes über die Geschichte
dieser Bahn..... Am Ende des 19. Jahrhunderts befand sich die Industrie um Weißwasser
und Bad Muskau in einem starken Aufschwung. Zur Bewältigung
der Transportleistung ließ Graf Herrmann von Armin ab 1895 seine zahlreichen Betriebe
mit einer schmalspurigen Güterbahn, der "Gräflich Arnimschen Kleinbahn" verbinden.
Schnell erreichte dieses Netz (Spuweite 600mm) eine Ausdehnung von 80km. 1951 wurde
die nunmehrige "Waldeisenbahn
Muskau" (WEM), auf der es nie planmäßigen Personenverkehr gab, durch die Deutsche
Reichsbahn übernommen. Infolge
des wachsenden LKW-Verkehrs gingen die Leistungen in den Folgejahren stetig zurück,
sodass die DR den Betrieb 1978 einstellte. Die
Ziegelei Weißwasser übernahm eine 12km lange Reststrecke und führte bis 1991
Werksverkehr durch.
Als auch dieser endete, entstand die Idee zum Aufbau eines Museumsbetriebes. Im
Ergebnis wurde die Strecke nach
Muskau wieder auf- und nach Kromlau vollkommen neu gebaut.
Nach Ende der
Führung ging es zurück zum Bahnhof Teichstraße,
um dort den 14:45Uhr nach Muskau abfahrenden Zug zu besteigen.
Bahnhof Weißwasser
Also dann ....Abfahrt
<
Am Abend erwartete uns dann im Hotel eine besonderer Überraschung. Es begann schon
während eines großartigen Abendessens, und vor allem danach erwartete uns ein keinesfalls geplanter Höhepunkt. In
insgesamt 9 Gaststätten, darunter auch Prenzels Hotel, fand am 05.10 die Veranstaltung "Rock am Thresen"
statt. In unserem Hotel spielte die Band "Solaris Ventus" Titel zwischen Blues-Rock und Metal. Die
Hotelchefin hatte Sorge, dass die Lautstärke des Konzertes auf den Zimmern stören könnte, und Ohrstöpsel
bereit gelegt. Gleich gesagt, auf den Zimmern hörte man garnichts. Und vor allem waren viele Teilnehmer
unserer Exkursion zu später Stunde selbst Zuschauer und vor allem Mit-Rocker, selbst die Altesten!!!!
Wer die anderen Konzerte besuchen wollte, konnte im Hotel zum Preis von 10€ ein Bändchen am Arm
erwerben, der auch zur Nutzung des Shuttle-Busses zwischen den Veranstaltungsorten berechtigte
Der Sonntag begann mit einem Frühstück im Hotel. Gegen 09:45Uhr haben wir uns wieder auf den Weg zum Bahnhof
Teichstraße begeben. Unser nächstes Ziel war Kromlau und der Zug fuhr 10:15 ab. Der Zug wurde von einer
Lokomotive, die für die Mecklenburg-Pommersche-Schmalspurbahn (MPSB)gebaut wurde, gezogen. Diese Bahngesellschaft
betrieb im Gebiet um Anklan ein über 200km langes Streckennetz, war also noch um einiges größer als die "WEM".
Das war auch der Grund, warum sie Lokomotiven mit Schlepptendern beschafften. So auch die 1934 von Orenstein
& Koppel gelieferte Lok 12. 1945 wurde die MPSB von der DR übernommen und die Lok als 99 3462 ins Nummernschema
eingereiht. Die letzte Strecke des ehemaligen "MPSB"-Netzes wurde 1969 stillgelegt. Anschließend wurden
einige der verbliebenen Lokomotuven nach Westeuropa verkauft. Darunter auch die 99 3462. Sie fuhr von 1971
bis 1978 auf einer Museumsbahn in Wales, bevor sie 1978 von der Museums-Dampf-Kleinbahn Mühlenstroth nach
Deutschland zurückgeholt wurde. Aus Anlass des internationalen Feldbahn-Treffens kam sie im Herbst des
vergangenen Jahres nach Muskau und ist seitdem im leihweisen Einsatz. Da die Strecke nur knapp
3,7km lang ist, kamen wir nach nur 20min Fahrt in Kromlau an. Auffallend an dieser Strecke ist die Fahrt
durch eine ausgedehnte Sumpflandschaft. Eine Fahrt durch Wasserflächen in denen Bäume stehen, bekommt man
selten zu sehen. Der Bahnhof Kromlau liegt unmittelbar am ca 200m² großen gleichnamigen Rhododendronpark.
Zwar sind diese im Oktober schon verblüht, aber es gibt bei einem ausgedehnten Spaziergang auch so noch einiges
zu sehen. Und nach dem Spaziergang erwartete uns in der Parkgaststätte ein Mittagessen. Auch hier ist
die Küche und das Personal sehr zu loben.
Danke allen
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Impressionen der Muskauer Schmalspur
Umsetzen und Wassernehmen in Bad Muskau
Nach dem Essen ging es auf direktem Weg zurück zum Bahnhof Kromlau.Nach der Ankunft in Weißwasser ging es zu Fuß zum
DB-Bahnhof Weißwasser, mit kleinem Zwischenstopp im Hotel, wo dankenswerter Weise unser "normales"
Reisegepäck gelagert werden konnte, um von dort, dann mit Wochenendticket wieder mit einem Fernzug die Heimfahrt
anzutreten.
Mit vielen schönen Eindrücken kamen wir gegen 22:Uhr in Suhl an.
Manfred Ulrich
(Quelle: Reise-Begleitheft zur
Exkursion von Manfred Schultz)